Die Inspiration
Am Anfang war das Jahr 1989. Ich war mit einer Gruppe von Eisenbahnenthusiasten und Fotofreunden in der Schweiz, konkreter, es war eine Bereisung mit Sonderzügen auf den Strecken der Rhätischen Bahn (RhB). Dabei wurden außer der Rheinschlucht alle Strecken befahren, die das Netz der RhB zu bieten hatte. Unterwegs gab es unzählige Fotohalte auf freier Strecke unter anderem direkt auf dem bekannten Landwasserviadukt. Unser Triebfahrzeug war kein geringeres als der ABe 4/4 502 (Fliegender Räthier).
301296: ABe 4/4 502 auf dem Landwasserviadukt
Mit diesen gesammelten Eindrücken von der Meterspurbahn in Graubünden entstand die Idee, dorthin muss ich noch einmal fahren. Die Fahrt mit so vielen Leuten war zwar wegen der Sonderfahrten und vor allem wegen des eingesetzten Rollmaterials sehr interessant. Aber es bestand natürlich immer ein gewisser Zeitdruck, man musste Fahrpläne einhalten. Dies glückte nicht immer, ab und zu durften die Planzüge auf wieder frei werdende Trassen warten. Das Fotografieren dauerte länger und das Fahrpersonal bot immer wieder einmal alternative Standpunkte an. Diese Angebote nahmen wir natürlich wohlwollend an.
301296: ABe 4/4 502 auf dem Wiesenerviadukt
Drei Tage Rhätische Bahn gehen auch viel zu schnell vorbei. Das alles musste ich mir noch einmal anschauen, ohne Zeitdruck, mehr Tage und vor allem mobil. Jetzt mögen eingefleischte Eisenbahnenthusiasten die Nase rümpfen, mit dem Auto? Das geht ja gar nicht. Aber doch, man ist einfach flexibler, man kann Stellen zum Fotografieren anfahren an die man per Schiene nicht kommt. Außerdem schließt die Benutzung des PKW Fahrten mit dem Zug vor Ort ja nicht grundlegend aus.
Ein Jahr später, es war Herbst 1990, war ich wieder in Graubünden. Das Domizil für 8 Tage hieß Poschiavo. Angetan hatte es mir die Berninabahn, das Puschlav und überhaupt Poschiavo. Ich sollte noch mindestens drei weiter Male hier meine Zelte aufschlagen, nicht gerechnet die Besuche ohne Übernachtungen.
Nach der zweiten Rückkehr aus Graubünden reifte in mir der Gedanke, meine alte N-Spur-Anlage abzuschlagen. Sie war eh noch nicht zu Ende gebaut (BER lässt grüßen) und dafür eine Anlage in H0m mir anzulegen. Als Modellbahnhersteller kam mir nur die Firma Bemo aus Uhingen in den Sinn. Ich stellte mir den Berninapass im Geiste in den Keller, Bernina-Hospiz, Alp Grüm, etc. Ich besorgte mir einen Bemo-Katalog (Ausgabe Sept. 1987), Internet stand ja noch nicht zur Verfügung. Was war die Enttäuschung groß. Kein Thema Bernina war offeriert, nichts. Was jetzt, ausgeträumt? Da aber bereits in mir die Entscheidung gefallen ist, eine Schmalspurbahn in alpenländischer Kulisse zu bauen, musste ich völlig umdenken. Nach einigem Hin und Her priorisierte ich die Albulastrecke.
301919: Der von einer Ge 4/4" gezogene Regionalzug verläßt den Muottunnel und wird gleich das erste Albulaviadukt befahren.
142 Meter in der Länge und 65 Meter in der Höhe misst der wohl bekannteste Eisenbahnviadukt der Schweiz. Er führt direkt in den sich anschließenden 216 m langen gleichnamigen Tunnel. Der Bau dieses Werkes begann im Frühjahr des Jahres 1901 mit den Fundamenten der Pfeiler und der erste Zug befuhr bereits im Oktober 1902 das Viadukt. Wegen der engen Platzverhältnisse wurden die Pfeiler ohne Gerüst gebaut. In die Pfeiler wurden Fachwerktürme aus Eisen eingemauert. Diese dienten dazu, die Kranbrücken zum Hochziehen des Baumaterials zu tragen. Die Lehrbogengerüste stammten vom benachbarten Schmittentobelviadukt. Um diese benutzen zu können, mussten zum abstützen Winkeleisen in die Pfeiler eingebracht werden. In kurzer Zeit entstanden dann die Mauerbögen mit einem Kurvenradius von 100 Metern und einer Steigung von 20 Promille. Da die Baustelle auf Straßen nicht erreichbar war, wurde sie mit einer Feldbahn erschlossen. Auf ihr wurden die Baumaterialien zum Fuß der Pfeiler transportiert.
302097: Die Ge 6/6 verlässt den Landwassertunnel und quert die Landwasser über den Viadukt.
Ich entschloss mich Anfang 1991, dieses Bauwerk als Diorama zu bauen. Ich gebe zu, er wird wohl nicht maßstabsgerecht werden. Dazu fehlt mir einfach der Platz.